Europol: Zwölf betrügerische Callcenter ausgehoben

Internationale Strafverfolger haben unter der Leitung von Europol Callcenter ausgehoben, die Opfer mit Kryptoanlagen-Betrugsmasche bestohlen haben.

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Krimineller angelt Kreditkartendaten.

Online-Kriminelle phishen nach monetarisierbaren Informationen.

(Bild: Bild erstellt mit KI in Bing Designer durch heise online / dmk)

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Strafverfolgungsbehörden aus Albanien, Bosnien-Herzegowina, Deutschland, dem Kosovo und dem Libanon haben zwölf Callcenter durchsucht, die täglich für tausende Betrugsanrufe verantwortlich waren. Es kam dabei zu Festnahmen von 21 Verdächtigen bei dem Europol-Aktionstag der Operation "Pandora". Angeblich konnte demnach ein potenzieller Mehr-Millionen-Schaden verhindert werden.

Wie Europol jetzt mitteilt, haben die Ermittler damit ein kriminelles Netzwerk zur Strecke gebracht, das für den Betrug an Tausenden Opfern mit verschiedenen Betrugsmaschen verantwortlich ist. Neben Anrufen von falschen Polizisten und Anlagebetrug war auch Heiratsschwindel Teil des bösartigen Werkzeugkastens der Täter.

Europol hebt hervor, dass eine bislang beispiellose, großangelegte Ermittlung deutscher Strafverfolger in die Operation "Pandora" mündete, bei der 39 Verdächtige ausgemacht wurden. Die EU-Behörde berichtet, dass der Startschuss im Dezember vergangenen Jahres fiel, als ein Bankangestellter misstrauisch wurde, weil ein Kunde mehr als 100.000 Euro abheben wollte. Es stellte sich heraus, dass der Kunde auf einen "falschen Polizisten" hereingefallen war. Die hinzugerufene Polizei aus Freiburg verhinderte, dass das Opfer die hohe Summe übergab, und verhaftete die Geldeinsammler. Bei der Untersuchung der verwendeten Telefonnummern konnten die Beamten diese mit mehr als 28.000 betrügerischen Anrufen aus den vergangenen 48 Stunden in Verbindung bringen.

Die Ermittlungen wurden ausgeweitet und an das LKA Baden-Württemberg übergeben, das seinerseits vom BKA unterstützt wurde. Schnell stellte sich demnach heraus, dass die Betrüger aus mehreren Ländern stammen und alle möglichen Varianten von Telefonbetrug betrieben. Sie gaben sich als nahe Verwandte, Bankangestellte, Kundendienstmitarbeiter oder Polizeibeamte aus. Mit geschickten Manipulationstechniken schockten und betrogen sie ihre Opfer um ihre Ersparnisse. Thematisch überspannte der Bogen falsche Versprechen zu Lottogewinnen, Investitionsmöglichkeiten, Schuldeneintreibung, Prepaid-Karten-Betrug und Schockanrufe.

Bei den Untersuchungen der Ermittler kamen sie Callcentern auf die Schliche. Die Drahtzieher haben ihre Operation koordiniert aufgezogen, wobei in jedem Land die Callcenter unterschiedliche Prioritäten gesetzt hatten: Betrügerische Schuldeneintreibung kam aus Bosnien-Herzegowina, Online-Banking-Betrug aus dem Kosovo. Anlagebetrug kam zumeist aus Albanien, während aus dem Libanon vorrangig Prepaid-Karten-Betrug verübt wurde.

Seit Dezember 2023 waren hunderte Beamte das LKA Baden-Württemberg rund um die Uhr im Schichtbetrieb im Einsatz, um die konkreten Anrufe der Callcenter in Echtzeit zu verfolgen. Mehr als 1,3 Millionen bösartige Konversationen haben sie dabei gesichert. In Rücksprache mit zunächst der Staatsanwaltschaft Freiburg und später der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe war das Ziel, diese Kriminalitätsart in Deutschland zu verhindern. Die abgestellten Beamten haben bis zu 30 gleichzeitige Gespräche überwacht. Das LKA hat ein eigenes Callcenter aufbauen müssen, um gegen die internationalen kriminellen Aktivitäten vorzugehen. Sofern sich herausstellte, dass eine angerufene Person potenziell der Masche zum Opfer fiel, hat die Polizei sie kontaktiert und davor gewarnt.

In vier Monaten kamen so mehr als 7500 Anrufe zusammen und die Schwelle wurde damit überschritten, aktiv zu werden. Die Kriminalbeamten haben insgesamt einen Schaden von mehr als 10 Millionen Euro abwenden können. Sie haben zudem die Ursprungsorte der Anrufe verfolgt, die Telefonnummern, deren Inhaber und die technische Infrastruktur wie Server ausfindig gemacht. Auf dieser Basis konnten in der konzertierten Europol-Aktion "Pandora" am Aktionstag am 18. April dieses Jahres 60 deutsche Strafverfolger und hunderte Kollegen in den anderen Ländern dann in Dutzende Geschäfts- und Wohngebäude ausschwärmen und diese durchsuchen.

Dabei kam es zu 21 Verhaftungen, die Strafverfolger konnten zahlreiche Datenträger, Dokumente, Bargeld und Vermögenswerte in Höhe von einer Million Euro sicherstellen. Eine große Zahl elektronischer Beweise wurden ebenfalls beschlagnahmt. Die Ermittler hoffen, dadurch auf die Spur weiterer Callcenter und Betrüger zu kommen.

(dmk)