British Understatement​: Die Triumph Trident 660 im Test

Das neue Einsteigerbike der englischen Marke erfreut mit pfiffigem Design, einem kultivierten Dreizylindermotor, guter Verarbeitung und einem günstigen Preis.

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Spielerisches Handling, gute Fahrbarkeit, noch erträglicher Preis: Die neue Triumph Trident 660 macht im zweiwöchigen Testzeitraum einen guten Eindruck.

(Bild: Gach)

Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Ingo Gach
Inhaltsverzeichnis

Der jüngste Spross aus der breit aufgestellten Triumph-Familie nennt sich Trident 660 und dürfte der neue Bestseller im Programm der Briten werden. Das Einsteiger-Bike bringt alle Voraussetzungen dafür mit: Frisches Design, kultivierter Motor und günstiger Preis. Grund genug, sie zu einem ausgiebigen Test auszuführen.

Triumph hat ein Luxusproblem. Das ist wörtlich zu nehmen, die Engländer bauen wunderschöne Motorräder wie die Scrambler 1200 XE (Test), die Bonneville Bobber (Test), die Rocket 3 (Test) oder jüngst die Speed Triple 1200 RS (Test). Alles hervorragende Bikes, aber leider nicht gerade billig. Nur die Modelle Street Twin (Test) (9300 Euro), Street Triple R (9650 Euro) und das 48-PS-Einsteigerbike Street Triple S (Test) (8450 Euro) gibt es im Triumph-Programm noch für unter zehntausend Euro.

Die gesamte restliche Modellpalette liegt preislich im fünfstelligen Euro-Bereich. Triumphs Führungsetage in Hinckley war sich bewusst, dass sie ein neues, günstiges Einsteigermodell brauchen, um auf höhere Stückzahlen zu kommen. Wie das geht, zeigten die Yamaha MT-07 schon 2014 und drei Jahre später die Kawasaki Z 650: Freches Design gepaart mit rund 700 Kubikzentimeter Hubraum und um die 70 PS Leistung für etwa 7000 Euro Listenpreis – und schon landet man ganz oben in den Verkaufs-Charts.

Das Erfolgsrezept hat die Triumph Trident 660 nun nachgekocht. Sie ist von Grund auf neu gestaltet, lediglich der Motor basiert auf einem bekannten Vorbild, dem bewährten Dreizylinder aus der Daytona 675 von 2006, der ein Jahr später auch mit geändertem Bohrung/Hub-Verhältnis in der Street Triple 675 seinen Platz fand. Dennoch ist ein Großteil der Innereien des Trident-660-Motors neu gestaltet. Es bleibt zwar bei der Bohrung der Street Triple 675 von 74,0 Millimeter, jedoch schrumpft der Hub um 1,2 auf 51,1 Millimeter. Daraus resultieren nun 660 Kubikzentimeter Hubraum, verteilt auf drei Zylinder und die Höchstleistung beträgt 81 PS bei 10.250/min.

Triumph Trident 660 (8 Bilder)

Triumph will mit seinem neuen Einsteiger-Modell Trident 660 in den Verkaufs-Charts ganz weit nach vorne fahren. Das Zeug dazu hat das schicke Bike mit dem bewährten Dreizylinder.
(Bild: Gach)

Die Trident 660 hätte zweifellos eine höhere Leistung vertragen, schließlich leistete die Streety schon damals 106 PS, aber es sollte wohl ein Respektabstand zur aktuellen und teureren Street Triple S gewahrt bleiben, die mit einem Bohrung-Hub-Verhältnis von 76,0 x 48,5 Millimeter ebenfalls auf 660 Kubikzentimeter Hubraum kommt, aber ungedrosselt 95 PS leistet. Als das neue Einsteiger-Bike von Triumph ist die Trident 660 wahlweise auch mit 48 PS erhältlich und kann später problemlos wieder auf die volle Leistung zurückgerüstet werden.

Mir persönlich gefällt die Optik der Trident 660 ausgesprochen gut. Für den Hauch Nostalgie genügt der rundliche Tank mit angedeuteten Knee-Pads und der große Rundscheinwerfer. Der Rest der Trident 660 wirkt aktuell und könnte auch zu einer Street Triple passen. Ein Stahlrohrrahmen bildet das Grundgerüst und das knappe Heck endet direkt hinter der Sitzbank. Die Trident 660 folgt dem zurzeit angesagten Trend mit einem an der Hinterradnabe angesetzten Kennzeichenträger samt Blinker. Das quasi frei stehende Heck mag schick aussehen, in der Praxis erweist es sich aber für den Fahrer als nur unzureichender Spritzschutz vor der nassen Dreckfontäne des Hinterreifens. Ein sehr kurzer Auspuff lugt seitlich hervor und Triumph hat den recht üppigen Sammler geschickt unter dem Motor versteckt, so dass er fast unsichtbar bleibt.

Die Testmaschine kommt in Silver Ice Diablo Red mit einem riesigen Triumph-Logo auf dem Tank. Wer sich nicht zwischen den vier angebotenen Lackierungen entscheiden kann: Über den eigentlichen Tank ist eine Kunststoff-Attrappe gestülpt, die 244 Euro kostet. Sie kann ohne größeren Aufwand gegen eine andere Farbvariante ausgetauscht werden. Darunter sind diverse Kabel und Stecker verborgen. Die gemäßigte Sitzhöhe von 805 Millimeter fällt mir angenehm auf. Die Trident 660 gehört zu den wenigen Motorrädern, auf denen sich kleine und große Staturen gleichermaßen wohl fühlen.

Der Lenker liegt angenehm zur Hand und weist eine gute Kröpfung auf, die den Fahrer nicht in eine zu sportliche Haltung zwingt. Ein Paar hübsche, fein gezahnte Fußrasten runden das Bild ab, lediglich der Fußbrems- und der Schalthebel wirken etwas billig. Wirklich pfiffig haben die Entwickler das Rundinstrument gestaltet: oben ein LCD für Geschwindigkeit, Drehzahl, Tankfüllstand und Ganganzeige, unten TFT für jede Menge andere Infos, unter anderem lassen sich hier auch die beiden Modi "Road" und "Rain" ansteuern und die Schlupfregelung abschalten. Alle Infos kompakt versammelt und trotzdem noch gut ablesbar. Über Tasten am linken Lenkerende lässt sich das Menu ansteuern. Erfreulicherweise spendierte Triumph seinem Einsteiger-Bike LED-Licht rundum.